Sparprogramm
Die Casinos Austria sollen kräftig sparen und rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abbauen. Das wurde am Mittwoch in einem Sonderaufsichtsrat beschlossen. 40 Millionen Euro sollen bei Personal- und Sachkosten insgesamt eingespart werden, die Casinos in Österreich „redimensioniert“ und neu ausgerichtet werden. Schließungen wurden nicht komplett ausgeschlossen.
8. Juli 2020, 16.47 Uhr
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Im seit 10.30 Uhr tagenden Sonderaufsichtsrat sei das Konzept „ReFIT“ beschlossen worden, teilte die Casinos Austria AG (CASAG) in einer Aussendung kurz vor 16.00 Uhr mit. Als Eckpunkte wurden neben den 40 Mio. Euro Einsparungen in den Casinos-Betrieben und der Zentrale – „inklusive Neuorganisation und Effizienzsteigerung“ – auch eine „Sicherstellung der Profitabilität“ der zwölf Casinos-Standorte in Österreich genannt sowie eine „Strategische Neuausrichtung und Redimensionierung“ einzelner Standorte.
Das bedeutet im Klartext: 500 der 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Österreich werden abgebaut, 1.200 Stellen würden „gerettet“, wird Robert Chvatal, Chef des Mehrheitseigentümers Sazka, in der Mitteilung zitiert. Die durchschnittlichen Gehaltskosten sollen sinken. „Bei erfolgreicher Umsetzung bleiben laut vorliegendem Konzept die 12 Casino-Standorte erhalten“, heißt es in dem Konzept weiter.
Umgebaut werden soll auch die Struktur des Konzerns. Der Casinos-Betrieb soll von den anderen Bereichen der Unternehmensgruppe operativ stärker getrennt werden, und es soll eine „schlanke“, eigenständige Zentrale geschaffen werden, heißt es weiter. In Projekt- und Arbeitsgruppen sollen nun die notwendigen Maßnahmen erarbeitet und umgesetzt werden, auch weitere Maßnahmen für Einsparungen seien möglich.
Betriebsrat gegen Kündigungen
Die Einsparungen waren im Vorfeld bekanntgeworden und stießen vor allem beim Betriebsrat auf Ablehnung. Zentralbetriebsratschef Manfred Schönbauer hielt die erwarteten Verluste im heurigen Jahr für „weit überzogen“. Die Arbeitnehmervertreter plädierten im Vorfeld der Aufsichtsratsitzung für Modelle wie Altersteilzeit statt Kündigungen.
Der CASAG-Vorstand erklärte in der Aussendung nun, „im Dialog auf Augenhöhe“ mit der Belegschaftsvertretung bestmögliche Vereinbarungen treffen zu wollen. Die sechs Betriebsratsmitglieder stimmten laut „Standard“ dennoch gegen die Sparmaßnahmen. Gekürzt wurden laut „Standard“ bereits die Betriebspensionen um 30 Prozent. Diese Einschnitte gelten demnach bis 2022.
Im April hat der Konzern unter der Führung von Bettina Glatz-Kremsner gemeinsam mit einem Team des Beraters McKinsey ein Sanierungskonzept gestartet – der knapp sechswöchige Auftrag kostete das Unternehmen rund eine halbe Million Euro. Laut dem ausgearbeiteten „ReFIT“-Konzept muss der Konzern vor allem seine Personalkosten, zuletzt 96 Mio. Euro, in den Griff bekommen.
Verlust durch Pandemie und Rauchverbot
Die Casinos Austria gehören mehrheitlich der tschechischen Sazka-Gruppe (55 Prozent), ein Drittel hält der Staat, den Rest kleinere Aktionäre. Der Casinos-Austria-Konzern beschäftigt rund 3.400 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im In- und Ausland, davon aktuell rund 1.700 in der Casinos Austria AG, also in den zwölf Spielbanken und in der Zentrale in Wien.
Für heuer rechnet das Unternehmen mit einem Betriebsverlust von 65 Mio. Euro. Während die zwölf Casinos wegen der Coronavirus-Krise und des seit November geltenden Rauchverbots ebenso einen Verlust einfahren dürften wie die Winwin-Automatenhallen und die Auslandstochter Casinos Austria International (CAI), bleiben die Lotterien, zu der auch die gut gehende, in der Krise noch stärker boomende Onlineglücksspielplattform win2day gehört, die Cashcow des Konzerns.
„Außerordentlich schwierige Situation“
Es gehe nicht nur um aktuelle, sondern auch um die Vermeidung künftiger Verluste, so Chvatal weiter. Das Unternehmen befinde sich „aufgrund seiner Struktur und der veränderten Welt in einer außerordentlich schwierigen Situation“. Die ÖBAG, über die die Republik ihre Anteile hält, habe sich „insbesondere für den Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze“ sowie aller Casinos-Standorte eingesetzt, wird ÖBAG-Chef Thomas Schmid zitiert. Es sei der ÖBAG wichtig, die geplanten Maßnahmen sozial verträglich und mit Einbindung des Betriebsrats durchzuführen.
Ob es auch Einsparungen bei der Führung gibt, wurde nicht gesagt. CASAG-Generaldirektorin Glatz-Kremsner bekommt laut Angaben eines Sprechers von Ende 2019 jährlich 700.000 Euro brutto und einen Bonus, der mit einem Jahresgehalt gedeckelt sei. Als Finanzvorstand habe sie davor aufgrund eines deutlich höheren Bonus mehr verdient. Für Aufregung sorgte eine Abfertigung von 1,6 Mio. Euro bei ihrem Wechsel an die CASAG-Spitze nach neun Jahren als Finanzchefin. Die Abfertigung sei gesetzlich gewesen, so ein Sprecher Ende 2019.
Die im Zuge des Umbaus des CASAG-Vorstands abberufenen Vorstände Dietmar Hoscher und Alexander Labak sollen ebenfalls Millionenabfertigungen erhalten haben – Labak über zwei Mio. Euro, Hoscher soll bis zum Auslaufen seines Vertrags 2022 über vier Mio. Euro erhalten. Hoscher ist laut Angaben eines CASAG-Sprechers weiterhin bei der CASAG angestellt. Die Ablöse der Vorstände im Zusammenhang mit der Neubesetzung durch den ehemaligen FPÖ-Politiker Peter Sidlo ist auch Inhalt des „Ibiza“-U-Auschuss.
Author: Rebecca Greer
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